Bundeszentrale Digitale Aufklaerung - oder

Was Sie wollen, Frau Bär, gibt es schon!

Warum der Vorschlag der Staatsministerin, eine Behörde für digitale Aufklärung zu gründen, keine gute Idee ist

Ein Gastbeitrag in der ZEIT von Anna-Katharina Meßmer \18. November 2020 DIE ZEIT Nr. 48/2020, 19. November 2020

MMVP – Minimal Viable Product. So heißt im Start-up-Jargon ein Produkt, das nur die Minimalanforderungen erfüllt. Die Idee: Wer sich einen neuen Markt erschließen möchte, verschwendet besser keine Zeit damit, ein komplett fertiges Produkt zu entwerfen, sondern testet erst einmal die Minimalversion – und zwar direkt an den Kunden und Kundinnen.

An dieser Strategie scheint sich derzeit auch Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung, mit ihrer “Bundeszentrale für digitale Aufklärung” zu orientieren. Deren Aufbau sei ein “agiler Prozess”, lautete ihre Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linken, ob aus der Initiative perspektivisch eine Behörde werden solle. Schließlich weckt der Name Assoziationen etwa an die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).

Die ist vielleicht auch ein Grund, warum Bärs MVP nicht so richtig in die Gänge kommt. Denn mit der bpb gibt es bereits ein Angebot, das einen Großteil dessen, was die Staatssekretärin mit ihrer Digitalzentrale plant, anbietet. Hinzu kommt: Eine Bundesregierung ist kein Start-up. Und so fehlt Bärs Vorstoß auch das disruptive Potenzial. Mein Vorschlag: Legen wir die Bundeszentrale für digitale Aufklärung doch einfach mit der Bundeszentrale für politische Bildung zusammen. Dafür sprechen vor allem drei Gründe.

Weiterlesen

img
© Sebastian Heise

Anna-Katharina Meßmer ist Expertin für digitale Nachrichten- und Informationskompetenz bei der Stiftung Neue Verantwortung e. V.